Einleitung
Ich möchte hier zunächst ein paar generelle Worte über
die Entwicklung der PC-Technologie vorausschicken, da
in den letzten 5 Jahren eine Steigerung der Prozessor,-
sowieder Busgeschwindigkeiten eines PC's um, man kann
sagen, mindestens den Faktor 50 zugenommen hat. Dies
wirft unweigerlich die Frage auf, wieso auch in größeren
lokalen Netzwerken nachwie vor mit Geschwindigkeiten
verfahren wird, die weit unter den Möglichkeiten moderner
Client-Server-Systeme liegen. Bei einer Neustrukturierung
eines lokalen Netzwerkes sollte man aus diesem Grunde
mit modernen Kabeltypen, Anschlußdosen sowie entsprechenden
aktiven Bauteilen arbeiten um die Performance der einzelnen
Endgeräte(Server und Workstations) auch nutzen zu können.
Da jedoch in der IEEE 802 Norm mehrere Netzformen standardisiert
sind, sind die Verantwortlichen allerdings mit folgenden
wichtigen Fragen konfrontiert:
Welche Technologie soll ich einsetzen um ein zukunftsträchtiges
High Speed System realisieren zu können?
Welches System wird nicht überleben und damit zu hohen
Kosten führen?
Welches System wird in Zukunft das ökonomische sein
und weiter entwickelt?
Welche Bandbreite benötige ich im Backbonebereich als
auch zu den Endgeräten?
Wie kann ich Workgroups einfach realisieren und ein
Höchstmaß an Flexibilität beim Umzug eines Mitarbeiters
innerhalb des lokalen Netzwerkes erreichen?
Wo bekomme ich Performance Engpässe im Netzwerk, z.B.
durch Router?
Ich möchte in dieser Publikation auf alle hier aufgeführten
Fragen eingehen um den Verantwortlichen Mitarbeitern
in größeren Firmen bei der Entscheidung behilflich zu
sein. Ich habe mich bemüht die folgende Ausarbeitung
objektiv zu gestalten. Ich werde auch zum Schluß einige
deutlich Empfehlungen aufführen, die wohl nicht bei
allen auf Gegenliebe stoßen. Des weiteren möchte ich
hier nicht auf revolutionäre Entwicklungen wie z.B.
ATM eingehen sondern lediglich auf evolutionäre Technologien
wie
* Full Duplex Ethernet
* 1000 Base-X
* 100 Base-X
* Switching Ethernet
* Token Ring Switching
* FDDI
* Virtuelle Netze (VLANs)
Weiterhin ist zu erwähnen, daß alle aufgelisteten Technologien
selbstverständlich die Mindestverkabelung nach Kategorie
5 Spezifikation voraussetzen. Diese Spezifikation für
Link Performance Class D ist in der EIA/TIA bzw. in
der ISO/IEC ganz klar definiert und beschreibt eine
Datenverbindung bis 100 Mbit/s für Kabel, Stecker, Patchkabel
und Anschlußdosen.
Ethernet
Spricht man von Ethernet muß man zwangsläufig auch von
CSMA/CD sprechen.
CSMA/CD - Carrier Sense Multiple Access With Collision
Detection
Bei diesem Verfahren hat jede Station jederzeit Zugang
zum Übertragungsmedium. Gesendet werden darf jedoch
erst, wenn das Medium frei von einer Informationsübertragung
ist.
Carrier
Sense:
Bevor eine Station sendet, überprüft sie, ob bereits
eine Station aktiv ist. Falls ja, wartet sie solange,
bis das Übertragungsmedium wieder frei ist.
Collision Detection:
Bei gleichzeitigem Senden mehrerer Stationen, wird dieser
Umstand erkannt, der Sendevorgang wird abgebrochen und
nach einer zufälligen Wartezeit wiederholt
Nach diesem Algorithmus müssen sich alle Teilnehmer
das Medium teilen, weshalb man auch von shared media
spricht. Verständlicherweise sinkt der Datendurchsatz
rapide, wenn sich zu viele Teilnehmer einen Kanal teilen
müssen so daß nach Kollisionen der einzelnen Datenpakete
diese erneut versendet werden müssen. Sicherlich ist
anzumerken, daß nach neuen sternförmigen Verkabelungen
das Medium nicht mehr unter mehren Teilnehmern aufgeteilt
werden muß, wie es noch zu Zeiten von Koaxialkabeln
(Cheapernet) der Fall war. Es muß jedoch darauf hingewiesen
werden daß hier auch die Portteilung des aktiven Bauteiles
(Hub) beachtet werden muß.
Diesem Umstand wurde bei der Entwicklung von Ethernet
Swtiching Modulen Rechnung getragen. Hier gilt, daß
jedem Port des aktiven Bauteiles (Switch) die volle
Bandbreite von 10 Mbit/s zugeteilt wird, so daß CSMA/CD
nicht mehr die Performance bremsen kann.
Die Weiterentwicklung von Ethernet 10Base-T bzw. Switching
Ethernet ist das Full Duplex Ethernet sowie das Fast
Ethernet, 100BaseX.
Im Full Duplex Ethernet, manchmal auch als 20 Mbit/s
Ethernet bezeichnet werden beide Aderpaare genutzt um
eine Datenübertragung nicht unidirektional sondern bidirektional
zu realisieren. Allerdings werden dann überall Adapterkarten
bzw. Hub´s und Switches benötigt, die diese Technik
auch unterstützen. Duplex Lösungen stellen natürlich
keinen echten Fortschritt dar, da sich an der Übertragung
als Solche eigentlich nichts geändert hat. Ein weiterer
und wichtiger Schritt in Richtung High Speed Lan´s war
und ist die Entwicklung von Fast Ethernet bzw. nunmehr
auch Gigabit Ethernet. Diese Techniken werden vorwiegend
im Backbone Bereich bzw. zur Anbindung von Servern als
auch performanten Workstations verwendet.
Bei einem durchgängigen Konzept eines LAN´s mittels
Fast oder Gigabit Ethernet im Backbonebereich sowie
Switching Ethernet mittels 10BaseT oder sogar 100BaseT
im Workstationbereich ist mittlerweile ein Standard
entstanden, mit dem ein sehr performantes und ökonomisches
Netzwerk realisiert werden kann.
Ethernet bezeichnet ein Netzwerksystem, das Anfang der
80er Jahre von den Firmen DEC, Intel und Xerox entwickelt
wurde und in verschiedenen Varianten, also Bus- und
Sternförmig angewendet werden kann (Bus und Stern ).
Neben den Bus-orientierten Systemen "Thick Ethernet"
(dickes Kabel) und "Thin Ethernet" (dünnes Kabel) gibt
es für die sternförmige Anordnung das sogenannte "Twisted-Pair
Ethernet". In diesen drei Systemen ist eine maximale
Übertragungsgeschwindigkeit von 10MBit/sek. möglich,
die aber mit zunehmender Belastung des Netzwerkrechners
absinkt. Zur Übertragung verwendet man Koaxialkabel.
|
|
|
links:
SC-Duplex-Stecker.
rechts:MTRJ-Stecker |
links:
Twisted-pair-Kabel
rechts: RJ-45-Stecker |
links:Koaxialkabel
rechts: BNC-Stecker |
Token Ring
Token Ring ist eine alleinige Entwicklung von IBM.
Die Stationen sind im Gegensatz zum CSMA/CD-Verfahren
nicht passiv sondern aktiv an das Übertragungsmedium
angeschlossen. Jede angeschlossenen Station empfängt
die auf dem Ring befindliche Information, interpretiert
die Kontrollinformationen, regeneriert die Signale und
leitet die Informationen zur nächsten Station weiter.
Sendeberechtigt ist nur die Station die im Besitz eines
sogenannten TOKEN ist. Das TOKEN ist ein spezielles
Bitmuster, welches das Zugangsrecht zum physikalischen
Medium steuert und kreist im Ring.
Die maximale Übertragungsrate bei Token Ring beträgt
im Gegensatz zu Ethernet 10BaseT 16 Mbit/s.
Durch die verteilte, aber deterministische Zugriffskontrolle
weist der Token Ring gegenüber Ethernet ein erheblich
stabileres Lastverhalten auf. Dies gilt jedoch nur im
Vergleich mit Ethernet mit shared medium, sodaß bei
moderner Verkabelung sowie deren Komponenten ein Vorteil
des Token Rings hier nicht mehr vorhanden ist.
Ein weiteres Problem speziell bei Token Ring ist die
spezielle Adreßstruktur auf der Schicht 2, die eigentlich
zu nichts anderem passen, denn der Schicht 2-Header
enthält viele Informationen die für den Token Ring spezifisch
sind. Protokolle wie Novell IPX/SPX oder TCP/IP arbeiten
mit völlig anderen Adressierungsstrukturen, sodaß jedesmal
wenn Nachrichten dieser Protokollstacks übertragen werden,
umfangreiche Konversionen stattfinden müssen. Dies bedeutet
daß immer ein erheblicher Softwareaufwand betrieben
werden muß. Ethernet und FDDI sind hier besser angepaßt.
Dies liegt einfach daran, daß Token Ring eine herstellerspezifische
Entwicklung war und erst später in die LAN-Standards
übernommen wurde. Ethernet und FDDI haben im Gegensatz
dazu einen wesentlich offeneren Entwicklungsprozess
durchlaufen und
passen daher besser zu allem was außerhalb der IBM Welt
liegt. Token Ring jedoch punktet immer dann, wenn es
in der konventionellen IBM-Umgebung eingesetzt wird,
aber nur solange sie wirklich konventionell ist.
Natürlich hat der Markt reagiert und auch für Token
Ring Switching Module entwickelt. Es ist jedoch Fakt,
daß alle Module als auch PC-Netzwerkkarten wesentlich
teurer sind als vegleichbare Module für 10BaseT ja sogar
teurer als 100BaseT.
In dieser von IBM entwickelten Netzwerktechnologie,
einem in sich geschlossenen Kreis, wird ein "Token"
( frei übersetzt nach Langenscheidt mit: Geschenk, Andenken,
Zeichen) von einem Netzwerkrechner zum nächsten weitergereicht.
Man kann es sich vorstellen, wie eine Modelleisenbahn,
in der eine Lok ständig im Kreis umhersaust und Kippmuldenwagen
hinter sich herzieht. Möchte nun ein Computer etwas
an einen anderen senden, legt er die Nachricht in einen
leeren Kippmuldenwagen ("Frei-Token"), markiert diesen
als "Besetzt-Token", damit andere Computer nicht auf
die Idee kommen, darin weitere Nachrichten abzulegen,
während die Modelleisenbahn ihre Fahrt fortsetzt. Jeder
in diesem Kreis angeschlossene Rechner schaut dann nach,
ob Nachrichten für ihn dabei sind. Lautet dessen Antwort:
"Nö, ist nicht für mich!", legt er die Nachricht wieder
in das Wägelchen und schickt sie zum nächsten Rechner
weiter, der genauso verfährt, wenn die Daten nicht für
ihn bestimmt sind. Der Empfänger nimmt die Nachricht
auf und schickt das "Token" wieder zum Absender zurück,
um zu quittieren, daß die Nachricht fehlerfrei angekommen
ist. Das Token wird dann wieder frei. Die logische und
elektrische Struktur dieses Netzwerkes wird sternförmig
mit einer MAU (Abk. f. Multistation Access Unit) im
Zentrum ausgeführt.
Zusammenfassung
Ich möchte hierzu noch einmal die in der Einleitung
aufgelisteten Fragen durchgehen:
- Welche
Technologoie soll ich einsetzen um ein zukunftsträchtiges
High Speed System realisieren zu können?
Wie bereits beschrieben hat jedes System Vor- als
auch Nachteile. Wenn man jedoch berücksichtigt, daß
die konventionell IBM-Umgebung eigentlich nicht mehr
existent ist sondern vermehrt Client Server Netzstrukturen
die Oberhand gewinnen und auch mehr und mehr IP Netze
sei es nun unter Unix, Windows NT oder Novell Netware
entstehen, so ist wohl unter diesem Aspekt Ethernet
in all seinen Formen die erste Wahl. Dies gilt entsprechend
auch im Bezug auf VLAN´s die somit wesentlich einfacher
zu realiseren bzw. zu warten sind.
- Welches
System wird nicht überleben und damit zu hohen Kosten
führen?
Es ist anzunehmen, daß beide Systeme, Token Ring
als auch Ethernet weiterhin ihre Daseinsberechtigung
haben werden. Es ist jedoch ganz klar abzusehen, daß
die Mehrzahl der Netze in Zukunft über Ethernet erfolgen
werden.
- Welches
System wird in Zukunft das ökonomische sein und weiter
entwickelt?
Da, wie unter 2 erläutert mehr Netze mittels Ethernet
als Token Ring realisiert werden, werden diese Komponenten
noch mehr einem Preisverfall ausgesetzt sein, während
die Token Ring Komponenten nach wie vor ein Mehrfaches
der Ethernet Komponenten kosten werden. Diese Tendenz
ist aus den vergangenen Jahren zu erkennen und es
ist nicht vorstellbar, daß hier in Zukunft eine Änderung
eintritt.
- Welche
Bandbreite benötige ich im Backbonebereich als auch
zu den Endgeräten?
Zum heutigen Zeitpunkt kann man sicherlich sagen,
daß im Backbonebereich 100Mbit/s sei es mittels Fast
Ethernet oder FDDI ausreichend erscheinen mögen. Es
ist jedoch abzusehen, daß in Zukunft wesentlich mehr
Performance im Backbonebereich benötigt wird, so daß
hier mit ATM oder Gigabit Ethernet wohl der nächste
Schritt nicht mehr fern ist.
Für den Workgroup Bereich muß man sicherlich im Moment
zwischen Arbeisplätzen unterscheiden, bei denen performante
Anschlüsse und weniger performante Anschlüsse benötigt
werden. Generell sollte man jedem Anschluß die volle
Bandbreite also 10Mbit/s bei Ethernet bzw. 16Mbit/s
bei Token Ring zur Verfügung stellen, was den Einsatz
von Switches sinnvoll macht. Zu Anschlüssen die mehr
Performance benötigen, zB. CAD oder DTP Computern
als auch zu kleineren Workgroup Servern sind Anschlüsse
von 100 Mbit/s mittlerweile keine Verschwendung mehr.
- Wie
kann ich Workgroups einfach realisieren und ein Höchstmaß
an Flexibilität beim Umzug eines Mitarbeiters innerhalb
des lokalen Netzwerkes erreichen?
Von einer strukturierten Verkabelung abgesehen ist
dies lediglich mittels VLAN Technologie über IP Protokoll
möglich.
- Wo
bekomme ich Performance Engpässe im Netzwerk, z.B.
durch Router?
Bei reinen Ethernet bzw. Fast Ethernet sind Engpässe
lediglich noch im Backbonebereich möglich. Es ist
entsprechen sinnvoll, im Backbone entsprechende Performance
(z.B. durch sog. Fat Pipes) zur Verfügung zu stellen.
Je nach Bedarfsfall ist zwischen den einzelnen Konzentratoren
(Hub´s bzw. Switches mit entsprechenden Uplinks) von
100Mbit/s bis 1 Gigabit/s alles machbar. Es ist jedoch
zu empfehlen, daß mind. 100Mbit/s für den Backbone
zur Verfügung gestellt werden. Es ist auch ganz klar
zu erkennen, daß es wenig Sinn macht, im Backbonebereich
Switched Ethernet oder Token Ring Switching einzusetzen,
da eine entsprechende Performance nur unter erheblichem
Kostenaufwand (mehrere logisch Ringe bei TR bzw. mehrere
Segmente bei ET) zu realisieren ist.
Weiterhin ist davon abzuraten im Backbonebereich FDDI
einzusetzen. Man mag nun sagen, daß FDDI in jedem
Falle die optimale Lösung darstellt was Redundanz
als auch die Anbindung der großen Server (Dual Homing)
angeht. Man muß jedoch auch beachten, daß bei einer
Lösung FDDI im Backbone und Ethernet zum Arbeitsplatz
entsprechend geroutet werden muß. Daß bei entsprechendem
Routing von FDDI auf Ethernet oder Token Ring Performanceeinbußen
erwartet werden müssen, dürfte zweifelsfrei sein.
Ich bin hier mit Absicht nicht auf ATM eingegangen,
da diese Technik den Rahmen dieser Ausarbeitung sprengen
dürfte. Bei ATM entfallen zwar einige erhebliche Probleme,
jedoch dürfte zur Zeit eine ökonomische Nutzung im
LAN-Bereich wenig Sinn machen.
|